So langsam fange ich an zu verstehen, wie meine Mama sich all die Jahre gefühlt haben mag. Als ich in die Schule kam, als ich Abitur gemacht habe. Meinen Führerschein. Als ich meinen Bachelor beendete, den Master in der Tasche hatte. Als ich geheiratet habe und plötzlich selbst Mama wurde und sie sich die ganze Zeit gefragt hat: Wo ist eigentlich die Zeit hin? Sie sagt immer: „Wenn ich dich sehe, dann merke ich, dass ich alt werde.“ Meine Mama ist nicht alt, sie ist gerade mal 54 und ich finde, das ist nun wirklich kein Alter. Das sehe ich heute so, kurz vor meinem 30. Geburtstag. Damals, als ich noch klein war, fand ich alles jenseits der 25 steinalt. Aber Dinge ändern sich eben. Genauso wie mein Leben. Nun bin ich Mama eines Kindergartenkindes.

Und da sind wir auch schon beim Thema. Emmas Eingewöhnung und die Zeit, die in den letzten 16 Monaten einfach so verflogen ist. So viele Dinge, die ich mir vorgenommen hatte, habe ich letztendlich nicht geschafft. Andere, die ich nie auf dem Schirm hatte, dafür umso mehr. Ich habe die Zeit wirklich genutzt. Habe versucht, jeden einzelnen Tag mit Emma zu Hause so schön wie nur möglich zu gestalten. War viel draußen, viel unterwegs. Ich glaube, es gab bisher kein Jahr, in dem ich mehr im Urlaub war, als diesen Sommer. 😉

Dieser Sommer wird für mich immer besonders bleiben, denn ich konnte ihn so richtig genießen. Lange hatten wir keinen Sommer, in dem das Wetter so schön und vor allem über einen so langen Zeitraum so beständig war, wie in diesem Jahr. Genau der richtige Sommer für die Elternzeit. Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon dankbar dafür war, dass ich damals die Entscheidung getroffen habe, länger als nur ein Jahr in Elternzeit zu gehen. Es war die beste, nein, allerbeste Entscheidung, die ich habe treffen können.

Nun sind wir in der dritten Woche der Eingewöhnung und es fühlt sich an, als wäre Emma letzte Woche erst geboren. Ich muss nächste Woche wieder arbeiten und ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, wie das werden soll. Ich bin so überhaupt nicht im Arbeitsmodus und kann das eigentlich auch noch gar nicht begreifen. Momentan will ich auch überhaupt nicht darüber nachdenken, weil allein der Gedanke daran schrecklich für mich ist. Nicht weil ich meine Arbeit nicht mag, es ist eher die Zeit mit Emma, die ich so sehr vermissen werde.

Es gibt ja Mamas, die am Ende der Elternzeit froh sind, wieder arbeiten zu können. Da kann ich ganz klar sagen, dass ich zu denen nicht gehöre. Das einzige, was mich fröhlich stimmt, ist der Gedanke daran, dass Emma in dieser Zeit mit anderen Kindern spielen kann. Ich hoffe für meine kleine Emma, dass sie eine schöne Zeit im Kindergarten hat. Dass sie es gut haben wird. Dass sie irgendwann gerne in den Kindergarten geht und sich ärgert, wenn ich sie abhole. Dann weiß ich, dass es das richtige für sie ist und es ihr gefällt.

Es fällt mir wirklich sehr schwer, sie abzugeben. Wir haben einfach so viel Zeit miteinander verbracht und sind so eng zusammengewachsen. Genau so, wie ich es mir für meine Tochter und mich gewünscht habe. So wie bei meiner Mama und mir. Ich verbringe noch heute sehr viel Zeit mit meiner Mama. Telefoniere, ja man mag es kaum glauben, mehrmals täglich mit ihr. Habe so auch eine wunderbare Oma für Emma. Und genau so möchte ich es mit Emma auch haben: Dass sie mich liebt, ihre Mama, und dass sie froh ist, dass sie mich hat.

Foto: Cindy und Kai Fotografie