Ich liege im Bett und neben mir liegt mein kleiner Emil. Nun ist er schon neun Wochen alt und es wird Zeit für einen Geburtsbericht. Das Wochenbett, welches keines war, haben wir hinter uns. Die Zeit vergeht so schnell – das merke ich jetzt mit zwei Kindern ganz deutlich. Die Tage ziehen so an uns vorbei und es fühlt sich so an, als wären wir schon ewig zu viert. Die Geburt kommt mir so weit weg vor – die Schwangerschaft nicht mehr greifbar. Bilder von mir im dicken Bauch irgendwie so unwirklich. Obwohl es ja doch erst neun Wochen sind und ich das alles so gar nicht möchte. Ich möchte nicht, dass es so schnell vorbei ist und die Zeit so rast. Die Bilder, welche ihr hier sehen könnt, sind bei unserem schönen Shooting mit Jannette Kneisel entstanden und da war Emil gerade einmal zwei Wochen alt.

Vor neun Wochen kamst du also zu uns und ich möchte euch in diesem Beitrag einen kleinen Einblick in die Geburt von Emil geben – hier ist er also endlich: Emils Geburtsbericht. Diese war so überraschend anders als Emmas Geburt. Die Geburt selbst war anders und natürlich auch meine Herangehensweise. Denn hatte ich bei Emma keine Ahnung was mich erwartet und bin auch wirklich völlig gelassen in die Geburt gegangen, so wusste ich dieses mal eben, was alles passieren könnte. Dennoch muss ich sagen, dass ich auch diese Geburt als eine völlig neue angenommen hatte und ohne Angst in den Kreißsaal gegangen bin. Jede Geburt ist anders und deswegen hatte ich all die Dinge, die bei Emmas Geburt passiert sind, gar nicht im Kopf. Das liegt sicher auch daran, dass Emmas Geburt, trotz der Komplikationen, schön war und ich sie in guter Erinnerung habe.

Aber nun geht es um Emil. Also los.

Die Geburt in Zeiten von Corona – Ist nun alles anders?

Corona ist wohl ein Begriff, welcher immer über der Schwangerschaft und der Geburt kreisen wird. Ein Begriff, welchen ich wohl immer mit diesem für mich so wichtigen Ereignis in Verbindung bringen werde. Das Ende der Schwangerschaft war durch die Pandemie schon so ganz anders als bei der ersten und auch die Geburt und der Aufenthalt im Krankenhaus waren es. Im Vorfeld bescherten mir die Gedanken an eine Geburt ohne meinen Mann viele traurige Momente. Ich wusste, ich kann ein Kind gebären und sicherlich hätte ich das auch alleine geschafft, aber es wäre einfach nicht schön gewesen. Oder sagen wir so: Es wäre anders gewesen. Jemanden an seiner Seite zu wissen, der einen unterstützt, das macht schon viel aus und gibt Kraft. All die Angst war am Ende zum Glück unbegründet, denn er durfte dabei sein.

Zwei Tage vor der Geburt hatte ich bereits mehrere Stunden Wehen und konnte ab ungefähr 1.00 Uhr nachts nicht mehr schlafen. Die Wehen waren recht regelmäßig, aber nur alle 10-13 min. Also nichts, worüber man sich hätte Gedanken machen müssen. Bei Emma hatte ich übrigens vor der Geburt nicht ein einziges Mal Wehen und sie kam recht pünktlich zwei Tage vor Termin. Da gab es den Blasensprung und demnach ein klares: Jetzt geht’s los. Anders dieses Mal. Nun wusste ich also auch wie es war – dieses Wehen-Hin-und-Her.

An diesem Tag hatte ich dann am Morgen ein wenig Blutungen. Ich war verwundert, aber dadurch, dass ich in der Nacht Wehen hatte, habe ich mir keine großen Sorgen gemacht und es damit in Verbindung gebracht. Zur Abklärung hatte ich beim Frauenarzt angerufen und nachgefragt. Dieser bestätigte mir dann, dass ein Geburtsbeginn vor der Tür stehen kann. Falls ich unsicher sei, solle ich dann in den Kreißsaal fahren. Da die Blutungen eine Weile gingen und nicht komplett aufhörten, bin ich dann am Nachmittag in den Kreißsaal gefahren. Eher aus Neugierde, als aus Angst. Das muss ich schon zugeben. 😉 Dort wurde festgestellt, dass sich mein Muttermund bereits um einen Zentimeter geöffnet hatte. Immerhin! dachte ich. Dafür hatte ich bei Emmas Geburt nämlich die komplette Nacht gebraucht. 😉

Da habe ich noch ganz euphorisch gerechnet: Eine Stunde, ein Zentimeter – so wurde es im Geburtsvorbereitungskurs gesagt. Aber Pustekuchen – nach ungefähr acht Stunden Wehen, war er einen Zentimeter geöffnet. WOW! dachte ich damals. So war ich dieses Mal also positiv überrascht. Die Ärztin meinte dann zu mir, dass es bald losgehen kann oder in ein paar Tagen. „Super“ dachte ich – eine tolle und konkrete Aussage. Eben genau so, wie man es sich wünscht in einer solchen Situation. Aber so ist das. Bei einer Geburt kann eben keiner so recht sagen, wann und wie es losgeht.

Über Milchreis und Zimt

Ich bin also nach hause gefahren und wusste: Alles kann, nichts muss. Und was macht man dann in solch einer Situation? Richtig – Milchreis kochen und ordentlich Zimt draufhauen. 😉 Dazu gab es einen leckeren Yogi Tee und im Anschluss ein langes Heublumendampfbad. Ich war gespannt auf die nächste Nacht und siehe da – es passierte genau nichts. Das Programm habe ich dann also am nächsten Tag mehrmals wiederholt und am Nachmittag gab es zusätzlich noch einen langen Spaziergang. Bei diesem kamen die Wehen zurück. Recht regelmäßig und auf einmal auch schon so stark, dass ich anhalten musste, um sie weg zu atmen. Vorher hatte ich immer wieder mal ein paar kleinere Wehen, die aber gut auszuhalten waren. Nach unserem Spaziergang, den ich dann durch mein ständiges Anhalten eher allein als mit meinem Mann und Emma gemacht hatte, wurden die Wehen zu hause wieder weniger.

Aus diesem Grund ging es für mich dann in die Badewanne. Dies habe ich übrigens die komplette Schwangerschaft gemacht. Natürlich nicht zu heiß, aber auch nicht lauwarm. Nach der Wanne wurden die Wehen schlagartig stärker und regelmäßiger. Auf einmal kamen sie alle sechs Minuten und waren so stark, dass ich sie richtig wegatmen musste. Dann kamen die Erinnerungen auf einmal wieder und ich wusste: Aha – so hatten sich also Wehen angefühlt. Gar nicht mal so schön. Wir hatten dann noch Abendbrot gegessen und ich musste jedes Mal aufstehen, da es zu dem Zeitpunkt schon gut wehgetan hatte. Recht schnell kamen sie dann alle fünf Minuten und dieses mal habe ich dann auf das Haare waschen verzichtet und mich gleich auf den Weg ins Krankenhaus gemacht. Das hatte mir übrigens auch meine Wehen App – JA – es gibt eine Wehen App – vorgeschlagen. Als wir los sind, waren die Wehen bei vier Minuten und was soll ich sagen, ich hatte schon angenehmere Autofahrten über das Kopfsteinpflaster Berlins.

Vor der Einfahrt zum Kreißsaal angekommen, wurden wir erst einmal kontrolliert. Mit Mundschutz und Visier wurden wir gefragt, wo genau wir hinwollen und ja – man kam auch an meiner Seite des Autos um nachzusehen, ob ich denn auch wirklich schwanger bin. 😉 Da fällt mir an sich nicht viel zu ein und mir stellt sich immer noch die Frage: Wer will in den Kreißsaal und tut so, als würde er jeden Moment ein Kind bekommen? Aber zurück zur Thematik. Mein Mann hat mich dann vor dem Kreißsaal abgesetzt und ist dann wieder gefahren, um Emma zu Theresa und Bodo zu bringen. Ich habe dann geklingelt und es hat recht lange gebraucht, bis man mir aufmachte. Da war wohl grad einiges los. 😉

Die Geburt

Im Kreißsaal angekommen wurden die normalen Untersuchungen gemacht und die Wehen waren schon recht stark und eben auch sehr regelmäßig. Eine bevorstehende Geburt stand also nicht mehr zur Frage. Mein Mann kam dann irgendwann wieder und wir hatten eine schöne Zeit im Kreißsaal. Ja wirklich, denn wir hatten großes Glück mit der Hebamme. Wir hatten sie schon bei Emma und das war ein schöner Zufall. Wir haben uns super verstanden und gescherzt und zu keiner Minute, habe ich mich unwohl oder alleingelassen gefühlt. Die Betreuung durch die Hebamme war also wirklich gut und eigentlich so, wie man es sich vorstellt und gern hätte.

Was soll ich sagen – es gab dann einen Einlauf (war mir übrigens schon bei Emmas Geburt echt wichtig) und ich wollte eine PDA. Ich kannte die Schmerzen der Wehen bis dahin und für mich stand fest, dass ich das möchte. Bei Emma wollte ich damals erst nicht und nachdem ich die ganze Nacht Wehen hatte und tatsächlich völlig fertig war, hatte ich mir doch eine geben lassen. Das sollte jeder einfach für sich entscheiden und den Gedanken, dass man es dann nicht komplett allein und was weiß ich nicht schafft, einfach komplett von sich wegschieben. Ja – früher haben es die Frauen auch so geschafft. Aber muss man das, um sagen zu können, dass man stolz auf sich sein kann? Nein! Ist meine Meinung. Also gab es die PDA. Im Endeffekt hatte ich diese aber erst nach 12 Uhr Mitternacht und Emil kam geben halb zwei. Also das meiste hatte ich da eigentlich schon geschafft, aber das weiß man natürlich im Vorfeld nicht. Das Setzen der PDA unter Wehenschmerzen ist übrigens auch super. Nicht! 😉 Da kann man besonders gut und ruhig im Schneidersitz sitzen und ist total entspannt, wenn man weiß, dass die Nadel eher nicht an der gewünschten Stelle vorbeizielen sollte. Nun ja. Die PDA war gesetzt.

Es geht los …

Kommen wir mal zu dem Teil, den ich bei Emma so gar nicht richtig erlebt hatte. Wieso fragt man sich? Emma wurde ja mit der Glocke geholt und es wurde von oben gedrückt. Ich kannte dieses Gefühl des Herausdrückens also gar nicht. Es wurde ja nachgeholfen und ich musste es sozusagen nicht selbst machen. Dieses Mal war das anders und deswegen kamen mir diese Schmerzen auch so fremd vor. Die richtigen Presswehen, bei denen man seinem Baby auf die Welt hilft. Das war so neu. Nicht angenehm neu – aber neu. 😉 Ihr wisst schon. Als die Hebamme irgendwann sagte, sie bereitet jetzt mal alles für die Geburt vor, kam mir sofort eine Frage in den Kopf. Wann kommen denn dann die anderen? Die anderen Hebammen und Ärzte? War eine Geburt für mich doch mit so vielen Personen im Kreißsaal „normal“ und es so „unnormal“, dass da niemand anderes war als die Hebamme und wir.

Aber ja – so kann eine schöne Geburt eben laufen. Nur die Hebamme, welche das Kind zusammen mit der Mutter auf die Welt bringt. Ich war überrascht. Positiv überrascht, dass es eben doch auch anders laufen kann und ich bin so froh, dass ich auch diese Art der Geburt einmal erleben durfte. Ganz allein mit der Hebamme und uns. Am Ende kam dann die Ärztin und kontrollierte, aber wir hatten es zusammen geschafft. In 4,5h von den ersten richtigen Wehen zu Hause, haben wir zusammen und ganz ruhig unseren kleinen Emil zur Welt gebracht. Ohne Komplikationen. Mit PDA und dennoch mit ganz normalen Schmerzen rund um die Geburt, welche im Anschluss einfach wie weggeblasen waren. Mein zweiter Moment voller Glück! Meine zweite Geburt – mein zweites Baby. Mein zweites Wunder.  

Fotos: Jannette Kneisel Fotografie