Die Nägel sind lackiert, der Lippenstift ist drauf, das Outfit steht! Und dann passiert es, kurz bevor es losgehen soll, kippt auf einmal der ganze Plan. Es kommt etwas dazwischen, wir können doch nicht gleich los, müssen noch einen Umweg nehmen. Auf dem Rückweg: Stau! Festival of Lights in Berlin und gefühlt die ganze Stadt plus 50 Prozent mehr Touristen als ohnehin schon sind auf den Straßen unterwegs. Zu Fuß, mit dem Bus und der Bahn und was noch viel schlimmer ist – mit dem Auto. Samstagabend – da ist doch kein Stau! Doch – genau an diesem Samstagabend war Stau und deswegen haben wir für eine Strecke von normalerweise 20 Minuten locker die doppelte Zeit gebraucht. Und wir waren eh schon spät dran.
Aber wovon spreche ich hier eigentlich? Samstagabend: Mein erstes Mal ausgehen ohne Emma. Eine kleine Auszeit vom Mamasein. Alles war geplant. Meine Mama kam, die Karten für die Veranstaltung waren gekauft. Zu Carolin Kebekus sollte es gehen. Die Karten hatte ich bereits geholt, als Emma zwar schon da, aber noch sehr klein war. Zu einer Zeit, als ich dachte, der Oktober sei noch unendlich weit entfernt. Da wird Emma schon über ein halbes Jahr alt sein, das ist noch ewig hin. Es wäre mein erstes Date ohne sie und sie würde das erste Mal allein sein mit ihrem Papa. Das wäre bestimmt kein Problem. Sie bekäme an diesem Abend die Flasche mit der abgepumpten Milch und ein paar Stunden später wäre ich ja auch schon wieder da. Klingt alles super und vor allem so einfach oder?
Aber genau an diesem Tag hat sich Emma dann, nach dem blöden Stau, nicht mehr beruhigen lassen. Sie hat im Autositz geweint und wir haben keinen Parkplatz gefunden. Im Wagen sollte sie liegen und ihr Papa für die Zeit der Veranstaltung mit ihr spazieren gehen. Dann saß sie da, in ihrem Maxi Cosi, und hat noch mehr geweint. Wir waren eh schon zu spät dran. Und dann konnte ich es einfach nicht übers Herz bringen zu gehen. Ich konnte meinen Mann nicht losfahren und vielleicht ewig einen Parkplatz suchen lassen. Alles mit meinem weinenden Baby im Auto – nur, weil ich kurz eine Auszeit nehmen wollte. Ich fand es unfair und so habe ich das Ganze abgebrochen. Es wird auch ein nächstes Mal geben.
Genau dieses „einfach“ gibt es nämlich nicht mit einem Baby. Das weiß man natürlich vorher nicht. Man hört immer nur davon, dass Frauen nicht stillen können und die Flasche geben müssen. Niemand aber erzählt einem, dass Stillbabys oft einfach keinen Bock auf die Flasche haben. Alle sagen nur: Gib die Flasche nicht zu zeitig oder den Schnuller, sonst kann es sein, dass sie eine Saugverwirrung bekommen. Niemand aber sagt: Wenn du das zu spät machst, dann wollen sie es oftmals überhaupt nicht. Und genau so ein fabelhaftes Exemplar haben wir hier zu Hause. Ein Baby, das keine Lust auf einen Schnuller hat (was ich mittlerweile allerdings ziemlich gut finde) und schon gar keinen Bock auf so eine blöde Flasche. Direkt von der Quelle oder gar nicht – das ist Emmas Devise! Und ich habe wirklich alles probiert. Jede Flasche, die man mir empfohlen hat.
Es ist ja nicht mal so, dass ich sie auf die Flasche umgewöhnen möchte, aber ich dachte einfach, dass es für den Notfall ja gar nicht so schlecht wäre. Ihr wisst, was ich meine! So richtig weggehen kann ich ohne Emma ja eh nicht – da denke ich sowieso alle 5 Minuten nur an sie und frage mich, ob auch alles gut ist. Als Mama denkt man ja immer, man kann das alles super und die anderen nur so semi. 😉
Wie aber nimmt man sie denn nun, die klitzekleine Auszeit vom Mamasein? Nur mal so einen Abend – für vielleicht 2-3 Stunden. Ich liebe Emma über alles und es gibt nichts Schöneres mehr, als ihre Mama sein zu dürfen. Aber nach ungefähr sechseinhalb Monaten würde ich zum Beispiel mal wieder total gern ins Kino gehen oder sowas in der Richtung. Einfach mal ganz kurz abschalten. Oder ein paar Stunden in die Sauna. Einfach die Augen zumachen oder ein Buch lesen, ohne die Angst, dass das Baby in dieser Zeit ein Kabel anknabbert oder testet, wie weich das Parkett ist. Wahrscheinlich würde ich sie dann gleich wieder vermissen und dieses Weggehen gar nicht so toll finden, aber versuchen würde ich es doch schon ganz gern.
Heute Abend dann – Versuch Nummer 2! Ein Konzert in der Mercedes Benz Arena. Zum Glück wohnen wir relativ nahe, sodass das Problem mit dem Parkplatz schon mal wegfällt. Wir laufen also gemeinsam hin, dann bekommt sie kurz vorher nochmal eine kleine Dröhnung Milch von mir und dann gehe ich rein. 😉 So ist der Plan – mal sehen, ob’s klappt. Neue Tickets für Konzerte kaufe ich jedoch vorerst nicht mehr, man kann mit einem Baby einfach nicht planen. Und genau das ist ja auch gut so.
Kleines Update: Das James Blunt war super! 😉
Comments
LinnisLeben
19/10/2017
Hallo Leandra,
ich glaube dir sofort, dass es erstmal ungewohnt ist, etwas für sich zu tun. Aber ich finde es total wichtig. Man vernachlässigt sein Kind ja nicht oder liebt es weniger, wenn man mal auch seine eigene Person beachtet. Ich finde es schön, dass du es gewagt hast 🙂
Liebst Linni
http://www.linnisleben.de