Endlich darf auch ich es sagen – ich bin Mama. Das bekommt heute, am Muttertag, ja nochmal eine ganz andere Bedeutung. Mein erster Muttertag. Auch wenn Emma mir natürlich noch keine kleinen Geschenke machen kann: Das größte Geschenk habe ich bereits bekommen. Ich weiß, es klingt total schmalzig, aber so ist es wirklich. Darüber, dass Emma ein gesundes Mädchen ist und es ihr gutgeht bin ich sehr froh.
Ich weiß noch, wie viel Angst ich in der Schwangerschaft hatte, dass irgendetwas mit ihr sein könnte. Bei jedem ungewöhnlichen Ziehen im Bauch habe ich mir Gedanken gemacht und war auch wirklich oft beim Frauenarzt. Und ich habe immer genau darauf geachtet, wie oft sie sich bewegt und wurde unruhig, wenn ihre Bewegungen nachließen. Doch je weiter die Schwangerschaft fortschritt, desto entspannter wurde ich. Ich freute mich immer mehr auf Emma und verließ mich ganz auf meinen Körper. Aber so ist das eben beim ersten Kind, alles ist neu. Und ich wollte es einfach nur richtig machen und unser Baby nicht in Gefahr bringen.
Deswegen habe ich auch genau darauf geachtet, was ich esse. Hier und da war das vielleicht übertrieben, aber das muss wohl jeder mit sich selbst ausmachen. Ich würde zum Beispiel auch jetzt, in der Stillzeit, keinen einzigen Tropfen Alkohol zu mir nehmen. Ich weiß, dass einige das nicht ganz so eng sehen. Aber für mich kommt das nicht in Frage. Das muss natürlich auch jeder für sich entscheiden.
© Monika Zurek
Was ich auf jeden Fall bereits jetzt, wo Emma gerade einmal sechseinhalb Wochen alt ist, empfinde, ist diese Angst, die meine Mama früher um mich hatte und manchmal heute noch hat. Ich erinnere mich, dass ich in meiner Grundschulzeit sehr oft zu Freunden spielen gegangen bin, ohne meinen Eltern Bescheid zu sagen. Oder ältere Leute in unserer Straße besucht habe, die auf dem Dachboden ihrer alten Scheune Tauben hielten. Meine Mama hat manchmal stundenlang im ganzen Ort nach mir gesucht, weil sie befürchtete, dass mir etwas passiert sein könnte. Sie hat geweint und war mir nicht einmal böse, wenn ich wieder auftauchte oder sie mich zufällig fand. Als Kind konnte ich nicht verstehen, wie erleichtert sie war, dass mir nichts zugestoßen ist. Und vielleicht hat das sogar sein Gutes: Ich hatte eine unbeschwerte und glückliche Kindheit. Schließlich hat man als Erwachsener noch genug Sorgen.
Heute kann ich nur zu gut nachempfinden, wie es meiner Mama damals ging. Wie sie mit mir litt, wenn sie mich mal wieder vorzeitig aus dem Kindergarten abholen musste, weil ich verbotenerweise von der falschen Seite auf das Klettergerüst gestiegen und natürlich abgestürzt war. Ein Wunder, dass mein Gesicht nur eine einzige Narbe davongetragen hat. Allein wie oft ich mit Gesicht oder Kiefer an verschiedenen Stellen auf dem Spielplatz eingerastet bin, kann man kaum zählen.
Auch erinnere ich mich daran, wie oft meine Eltern gesagt haben, ich sollte nicht auf der Stange oder dem Lenker vom Fahrrad mitfahren. Was habe ich gemacht und was machen wohl alle? Genau. Und dann, an einem wirklich schönen sonnigen Tag im August, ist es passiert. Ich saß auf der Stange, kam mit dem Fuß in die Speichen und dann lag ich da – auf der Straße. Mit zerrissener Lippe, gebrochener Nase und komplett lockeren (echten) Zähnen. Ich glaube, wäre mein Gesicht nicht ein einziger Matsch gewesen, hätte es ordentlich Feuerwerk gegeben.
Ich bin schon gespannt auf die Zeit, wenn ich Emma solche Sachen verbieten und das Gefühl haben werde, gegen eine Wand zu reden. Egal was ich erzählen werde, sie wird es trotzdem tun und sie wird, wie ich, hoffentlich daraus lernen. Irgendwann. 😉
Schönen Muttertag den Mamis unter euch.
© Monika Zurek
Comments
franzisdailylife
20/05/2017
Die Bilder sind wunderschön! Emma wird wahrscheinlich schneller in die Phase kommen, in der sie nicht auf dich/euch hört, als es lieb ist. Und irgendwann wird sie, wie du auch, verstehen, dass Mama es immer nur gut meint, auch wenn sie mal meckert 🙂
Lg
Hannah
16/05/2017
Oh mein Gott, die Bilder sind ja traumhaft schön geworden!
Und mir geht es genauso. Ich habe ständig Angst, dass dem Krümelchen in meinem Bauch irgendwas passieren könnte oder er/sie nicht ganz gesund ist. Bei jedem Ultraschall hoffe ich, dass immer noch alles super ist. Und Du hast Recht, das wird wohl für immer diese mütterliche Sorge sein und fängt dann erst richtig an, wenn man die Kleinen nicht mehr 24/7 um sich hat und behüten kann.
Lieben Gruß
Hannah von
jaderaven6
15/05/2017
Liebe Leandra,
der Text ist wirklich sehr schön geschrieben. Ich wünsche Dir viele schöne Momente mit Emma.
Liebe Grüße,
Ira
https://irajade.blogspot.de
Noah
14/05/2017
Oh ein sehr toller und berührender Text.
Ich wünsche dir unendlich viele tolle Momente mit Emma.
LG, Noah
– https://noahjoels.wordpress.com/
coconuted
14/05/2017
OMG ist das süß geschrieben! Ich bin zwar keine Mami aber ich kann das richtig gut nachempfinden so wie du das schreibst und freu mich sogar jetzt schon drauf!
P.S.: alles gute dir zum Muttertag!
Liebe Grüße
Nicky von http://www.coconuted.com
Chocoflanell
14/05/2017
Vielen lieben Dank. 🙂
Denise
14/05/2017
Ein Bericht an dem man merkt wie sehr du deine kleine liebst
Schönen Muttertag dir
Lg Denise
Chocoflanell
14/05/2017
Oh ja das tue ich. 🙂
nadinerack
14/05/2017
Das hast du wirklich sehr schön geschrieben Leandra 🙂
Denke ab einem gewissen Alter versteht man dann seine Eltern & würde es im Endeffekt nicht anders machen.
Ich wünsche dir einen wundervollen ersten Muttertag. Genieß es!
Liebste Grüße, Nadine
https://www.naraloves.de
Chocoflanell
14/05/2017
Vielen Dank. 🙂 Ja – irgendwann fängt man an zu verstehen wie viel Angst die Eltern hatten.
Eve
14/05/2017
Was für ein schöner Text, ich hab mich da auch sehr gut wieder gefunden. Jeder muss seine Erfahrungen im Leben natürlich auch ein bisschen selber machen, aber ich verstehe meine Eltern natürlich heute auch viel besser als früher.
Einen wundervollen Muttertag dir.
Liebe Grüße
Eve von http://www.eveblogazine.com
Kati
14/05/2017
Das wünsche ich dir auch!
Ich erinnere mich auch gerne an meine Streifzüge zurück. Meine Mama ist damals auch tausend Tode gestorben. Ich sterbe heute schon wenn meine Kinder nicht mehr in meiner Sichtweite spielen.
LG Kati
http://www.kuchenkindundkegel.de
Chocoflanell
14/05/2017
Ich kann das gut nachvollziehen.